Hüftgelenksdysplasie (HD) beim Hund

Die Hüftgelenksdysplasie ist eine fiese Erkrankung beim Hund. Grundsätzlich kann sie alle Hunde treffen, einige Rassen sind aber besonders oft betroffen.

Hüftgelenksdysplasie beim Hund
Hüftgelenksdysplasie beim Hund (HD) ist beim Labrador leider nicht selten. ©manushot/iStock
• Die Hüftgelenksdysplasie beim Hund ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks.
• Einige Hunderassen sind besonders oft davon betroffen.
• Für die Therapie gibt es verschiedene Wege.

Wenn man über Hunde redet, muss man auch über die Hüftgelenksdysplasie reden. Denn sie gilt als eine der häufigsten Erberkrankungen bei Hunden und betrifft grundsätzlich erst einmal alle Hunderassen. Allerdings sind einige häufiger davon betroffen als andere.

Weil die HD leider meist Schmerzen und Leid für den Hund bedeutet, ist es umso wichtiger, sich richtig über Symptome, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung zu informieren.

Wir haben Dir deswegen alle wichtigen Fakten über die Hüftgelenksdysplasie beim Hund zusammengetragen und so vereinfacht, aber dennoch genau aufgeschrieben, dass sie auch für medizinische Laien gut zu verstehen sind. So weißt Du besser Bescheid und kannst Deinem Vierbeiner bereits bei ersten Anzeichen frühzeitig helfen.

HD beim Hund
Tut nichts weh, kann man die Zunge baumeln und die Pfötchen tapsen lassen. ©Aleksandr Zotov/iStock

Was ist die Hüftdysplasie beim Hund?

Als Hüftgelenksdysplasie (HD) wird die Fehlentwicklung des Hüftgelenks beschrieben. Jeder Hund besitzt zwei Hüftgelenke. Dabei handelt es sich um sogenannte Kugelgelenke, die den Rumpf des Hundes mit den Beinen verbinden. Der Kopf des Oberschenkelknochens ist dabei wie eine Kugel geformt. Er passt bei einem gesunden Hund optimal in die Pfanne, eine schalenförmige Ausbuchtung am Hüftgelenk.

Bildet sich dieses Gelenk jedoch nicht richtig aus, was beispielsweise genetische Gründe haben kann, gilt die Hüfte als fehlentwickelt. Im Fachjargon heißt das auch „dysplastisch“, was so viel wie „schlechte Form“ bedeutet. Daher kommt auch der Name der Krankheit: Hüftgelenksdysplasie.

Der Oberschenkelkopf und die Pfanne am Hüftgelenk passen dann nicht oder nicht mehr perfekt ineinander. Die „Kugel“ des Oberschenkelknochens sitzt zu locker in der Hüftpfanne und das Zusammenspiel sowie die Verbindungen zwischen den Gelenken sind gestört.

Welche Schweregrade gibt es bei der Hüftdysplasie?

In der Tiermedizin und bei der Fédération Cynologique Internationale (FCI) wird zwischen fünf unterschiedlichen Schweregraden bei der Hüftgelenksdysplasie beim Hund unterschieden:

  • A: Keine Hüftgelenksdysplasie
  • B: Verdacht auf Hüftgelenksdysplasie
  • C: Leichte Hüftgelenksdysplasie
  • D: Mittlere Hüftgelenksdysplasie
  • E: Schwere Hüftgelenksdysplasie

Welche Hunde bekommen besonders oft HD?

Die Hüftdysplasie kann wie gesagt bei allen Hunderassen auftreten. Auch Katzen und andere Tiere wie sogar der Mensch können davon betroffen sein. Bei Hunden leiden aber vor allem große und schwere Rassen unter der Krankheit.

Das liegt einerseits an der erblich bedingten Ausbreitung der Krankheit, die bei einigen Rassen deutlich ausgeprägter ist als bei anderen. Zusätzlich spielen auch diese Faktoren eine Rolle, warum Hunde unter der Hüftdysplasie leiden:

  • Größe des Hundes
    Besonders große Hunderassen sind von HD betroffen.
  • Körperbau
    Schwer und massiv gebaute Hunde erkranken häufiger als leichtgliedrige Hunde.
  • Ernährung
    Fehler in der Mineralstoffversorgung, etwa durch mangelnde Ernährung oder aufgrund von Erkrankungen, können eine HD begünstigen.
  • Wachstum
    Welpen, die besonders schnell wachsen, sind anfälliger für die Krankheit.
  • Haltung
    Eine falsche Haltung eines Hundes kann das fehlentwickelte Hüftgelenk verschlimmern.

Welche Hunderassen sind besonders anfällig für HD?

Generell haben alle Hunderassen, welche die oben genannten Punkte erfüllen, ein erhöhtes Risiko, an der Hüftdysplasie zu erkranken. Gleichzeitig gibt es aber einige Rassen, die erblich bedingt als besonders anfällig für die Krankheit gelten. Dazu zählen:

Wichtig zu wissen ist allerdings, dass über diese Hunderassen besonders viele Studien betrieben werden, da sie zu den besonders beliebten Hunderassen gehören. Andere Hunderassen können ebenso anfällig für HD sein, nur wurde das bisher wissenschaftlich unter Umständen noch nicht (ausreichend) untersucht.

Labrador Retriever mit HD
Hüftgelenksdysplasie tut gemein weh. Betroffene Hunde liegen oft viel, um weniger Schmerzen zu haben. ©Anna_Belova/iStock

Symptome der Hüftdysplasie beim Hund

Das Hinterhältige an der Hüftgelenksdysplasie ist, dass die Krankheit bereits bei Welpen auftreten kann oder aber jahrelang unbemerkt im Hund schlummert, ehe sie im Alter schließlich zu Symptomen führt.

Je nach Schweregrad weisen betroffene Hunde dauerhaft oder erst nach anstrengenden Aktivitäten Symptome und Schmerzen auf.

Generell gelten diese Symptome als ein Hinweis auf Hüftdysplasie:

  • schwankender, wackeliger oder steifer Gang, das sogenannte „Entenwatscheln“
  • geminderte Bewegungsfreude und Lustlosigkeit
  • Probleme beim Aufstehen
  • häufiges Sitzen oder Liegen
  • Schwierigkeiten beim Springen oder Treppensteigen
  • Nachziehen der Hinterläufe
  • Lahmheit, unsicherer Gang, mangelnde Stabilität
  • Geräusche der Hinterläufe beim Bewegen wie Knacken, Klicken und Knirschen

Diagnose: Wie wird die Hüftdysplasie beim Hund diagnostiziert?

Ein erster Indikator, ob Dein Hund womöglich an Hüftdysplasie leidet, sind die Symptome. Oft hilft es schon, wenn Du Deinen Vierbeiner gut beobachtest. Stellst Du fest, dass Dein sonst so aktiver Hund sich mehr und mehr merkwürdig bewegt, schneller schlapp macht und mehr herumliegt als gewöhnlich, könnten das erste Anzeichen von HD sein. Hast Du einen Verdacht, schnappe Dir Deinen Hund und lass ihn vom Tierarzt anschauen.

Der Tierarzt kennt sich mit der Diagnose am besten aus und weiß, was zu tun ist. In der Regel werden für die Diagnose unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt:

  • Palpation
    Abtastung und leichte Belastung der Gelenke beim Hund.
  • Röntgenbild
    Bei der Aufnahme werden die Gelenke überstreckt. Damit der Hund im Falle einer vorliegenden HD keine Schmerzen dabei hat und außerdem brav stillhält, wird er meist leicht betäubt.
  • Ortolani-Test: Hierfür wird der Oberschenkel des Hundes im rechten Winkel zur Wirbelsäule angewinkelt und anschließend zur Wirbelsäule geschoben. Führt der Tierarzt den Oberschenkel nun wieder zurück, entsteht bei vorhandener Hüftdysplasie oft ein Klickgeräusch, der sogenannte Ortolani-Klick. Das liegt daran, dass der gelockerte Kopf des Oberschenkels nun wieder in die Pfanne am Hüftgelenk zurückgleitet. Auch hierfür sollte der Hund narkotisiert werden, damit er keine Schmerzen hat.

Therapie: Welche Behandlung ist bei der Hüftdysplasie sinnvoll?

Die Hiobsbotschaft vorneweg: Eine Hüftgelenksdysplasie ist nicht heilbar. Steht die Diagnose fest, ist der Schreck daher häufig groß.

Jedoch kann die Krankheit gut behandelt werden. Deinem Hund ist dann im Idealfall ein weitgehend schmerzfreies und normales Leben möglich. Dafür wird in der Tiermedizin zwischen zwei Therapieformen unterschieden:

  1. der konservativen und
  2. der chirurgisch operativen Therapie.

Konservative Therapie

Als konservative Behandlung werden alle Maßnahmen bezeichnet, die den Hund bzw. seine Gelenke bestmöglich entlasten und unterstützen. Das Ziel der konservativen Behandlung ist es, dem Hund eine möglichst hohe Lebensqualität mit möglichst wenig Schmerzen zu bieten. Dazu gehören unter anderem diese Möglichkeiten:

  • Diät
    Jedes Kilo zu viel belastet die Gelenke zusätzlich.
  • Physiotherapie
    Stärken der Muskeln und dadurch Entlastung der Gelenke.
  • Ernährung
    Nahrungsergänzungsmittel, welche die Gelenke unterstützen.
  • Belastung reduzieren
    Lange Spaziergänge, Treppensteigen, wildes Spielen, Springen und weitere Aktivitäten sollten reduziert oder komplett vermieden werden.
  • Medikamente
    Sie lindern bzw. hemmen Schmerzen und Entzündungen.
  • Akupunktur
    Auch diese Therapieform kann für den Hund für Entlastung sorgen.

Chirurgisch operative Therapie

Je nach Hund, seinem Alter und der Ausprägung der Hüftgelenksdysplasie wird Dir der Tierarzt evtl. auch die operative Therapie vorschlagen. Dabei gibt es ebenfalls viele unterschiedliche Möglichkeiten, wie dem Hund geholfen werden kann. Das sind die gängigsten operativen Eingriffe:

  • PIN-Operation
    Der Muskel an der Innenseite des Oberschenkels (Musculus pectineus) wird durchtrennt.
  • Denervierung
    Nervenbahnen werden unterbrochen und der Hund spürt an den betroffenen Stellen keine oder weniger Schmerzen.
  • Kapselstraffung
    Die Gelenkkapsel wird gestrafft. Dies kann ein Fortschreiten der HD verhindern.
  • Femurkopfresektion
    Der Kopf des Oberschenkelknochens wird entfernt. Zwischen Becken und Oberschenkelknochen bildet sich stattdessen eine Verbindung aus Bindegewebe. Der Hund wird dauerhaft in seiner Bewegung eingeschränkt sein, leidet jedoch gleichzeitig unter deutlich weniger Schmerzen.
  • Osteotomie des Beckens
    Das ist eine aufwendige Operation, durch die der Oberschenkelkopf wieder besser in der Gelenkpfanne halten soll.
  • Künstliches Hüftgelenk
    Ersetzen des Hüftgelenkkopfs durch Metallimplantate. Das künstliche Hüftgelenk verschafft Hunden im Idealfall bis ins hohe Alter ein weitgehend beschwerdefreies Leben. Auf die Operation muss eine intensive Physiotherapie erfolgen.

Kosten: Wie teuer ist eine HD-OP beim Hund?

Dies ist stark abhängig von der jeweiligen Behandlung des Hundes. Der Tierarzt entscheidet hier nach Alter, Schweregrad der Hüftdysplasie und auch nach den Erfolgsaussichten. Anschließend schlägt er Dir eine Behandlungsmöglichkeit vor. Die Kosten für eine Operation beginnen dabei ab durchschnittlich 200 Euro für eine PIN-Operation bis hin zu 5.000 Euro für das künstliche Hüftgelenk.

Hüftgelenksdysplasie (HD) beim Rottweiler
Ja, hier geht es eigentlich um HD, aber … schau doch mal, was das für ein hübscher Rotti ist! <3 ©Bigandt_Photography/iStock

Welche Lebenserwartung hat ein Hund mit Hüftdysplasie?

Auch hier kann keine allgemeine Antwort gegeben werden. Je nach Alter, Schweregrad und den äußeren Umständen kann ein Hund mit einem fehlentwickelten Hüftgelenk genauso alt werden wie sein gesunder Fellgenosse.

Hier stellt sich allerdings immer die Frage, wie viele Schmerzen ein Hund durch die Krankheit hat und wie gut oder schlecht er sie erträgt. Mit einer konservativen und/oder operativen Behandlung wird vielen Hunden eine hohe Lebensqualität geboten, sodass sie die Krankheit leichter ertragen können.

Wie kannst Du Deinen Hund mit Hüftdysplasie unterstützen?

Wurde bei Deinem Hund eine Hüftgelenksdysplasie diagnostiziert, kannst Du ihn am schnellsten mit den Maßnahmen der konservativen Behandlung unterstützen. Indem Du Deinen Hund schonst, auf sein Gewicht achtest, ihn gesund ernährst und zum Beispiel dafür sorgst, dass er nicht mehr Treppen steigen muss, tust Du ihm bereits einen großen Gefallen. Passe Dich dem Rhythmus des Hundes an und sorge dafür, dass er trotz seiner Krankheit ein wunderschönes Leben hat.

Wie kann man der Hüftdysplasie beim Hund vorbeugen?

Hüftdysplasie wird vor allem durch die drei Faktoren bestimmt:

Vererbung

Gegen die Vererbung der Krankheit kannst Du selbstverständlich nichts machen. Suchst Du Dir allerdings Dein neues Familienmitglied vom Züchter aus, sollte dieser unbedingt seriös sein.

In Deutschland fordert der Verband für das Deutsche Hundewesen e. V. (VDH) von allen seinen Mitgliedern strenge Kontrollen und Tests, um die Verbreitung der Hüftdysplasie einzudämmen. Das verhindert letztendlich nicht den möglichen Ausbruch der Krankheit, aber es kann die Wahrscheinlichkeit mindern.

Ernährung

Achte darauf, wie Du Deinen Hund ernährst. Eine gesunde Nahrung mit vielen Nährstoffen und Mineralien ist wichtig. Passe das Hundefutter jeweils an das Alter Deines Hundes an. Besonders Welpen sollten spezielles Futter bekommen, das die Bildung ihrer Gelenke und Muskeln unterstützt. So gibt es beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel, die den Knorpelaufbau fördern.

Eine richtige Ernährung mit einem auf die Entwicklung abgestimmten Energie- und Proteinzufuhr soll sogar für bereits erkrankte Hunde positive Ergebnisse bringen. Frage hier am besten Deinen Tierarzt, welche Ernährung und Ergänzungsmittel für Deinen Hund die besten sind.

Bewegung

Der dritte wichtige Faktor zur Vorbeugung der Hüftdysplasie ist die Bewegung. Eine gut entwickelte Beckenmuskulatur mindert das Risiko der HD. Deswegen sollte Dein Hund sich ausreichend bewegen und nicht etwa faul auf der Couch liegen, worauf Dein Vierbeiner bestimmt schon spekuliert.

Bei Welpen unter zwölf Monaten sollte man es jedoch nicht übertreiben mit dem Sport. Ihre Gelenke stecken noch mitten im Wachstum und sind anfälliger für Fehlentwicklungen. Treppensteigen, Sprünge und allzu viele seitliche Bewegungen wie etwa beim Ballspielen sollten nur in Maßen erfolgen. Dasselbe gilt für stundenlange Spaziergänge, Wanderungen, Radtouren (es sei denn der Welpe kommt in den Korb oder Anhänger) oder Hundesport wie Agility.

Da dies auch immer abhängig von Rasse und Wachstum des Welpen ist, frage hier am besten Deinen Tierarzt und Deinen Züchter, was am besten für Deinen Liebling ist und welches Pensum er schon gut verträgt. So kannst Du bereits frühzeitig der Hüftgelenkdysplasie entgegenwirken und Deinem Vierbeiner hoffentlich ein glückliches und schmerzloses Leben schenken.

Um möglichst zu verhindern, dass Dein Hund an HD erkrankt, ist es wichtig, diese Punkte möglichst früh zu beachten. Lass Dich dazu auch von Deinem Tierarzt oder Deiner Tierärztin beraten. Er oder sie hat die nötigen Tipps, wie es Deinem Hund möglichst lange möglichst gut geht.

Wir wünschen Dir und Deinem Hund alles Gute! ♥


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