Wolfskralle beim Hund: Was ist das und was will sie?

Darf’s ein bisschen mehr sein? Bei der Wolfskralle würden Hunde am liebsten ablehnen, denn die macht bei vielen Vierpfotern jede Menge Probleme.

Wolfskralle beim Hund
Steht ab und hat keinen Nutzen: Was will die Wolfskralle also am Hund? ©mari_art/iStock
• Die Wolfskralle ist eine fünfte Kralle am Hinterlauf des Hundes.
• Bestimmte Hunderassen haben sie öfter als andere.
• Ohne die richtige Pflege ist sie eine Gefahr für die Gesundheit.

Eigentlich hat in der Natur alles seinen Sinn. Bei der fünften Kralle an den Hinterbeinen des Hundes ist das völlig anders: Die Wolfskralle nervt, macht Probleme und sorgt für manche Verletzung. Wer sich nicht um die Pflege kümmert, riskiert die Gesundheit seines Hundes.

Was ist eine Wolfskralle?

Die Wolfskralle beim Hund ist eine zusätzliche Kralle an der Innenseite der Hinterbeine. Sie wird auch Afterkralle genannt. Zusätzlich zu den je vier Krallen direkt an den Hinterpfoten hängt die Wolfskralle etwa einen bis zwei Zentimeter darüber. Die Wolfskralle hat daher anders als die anderen Krallen des Hundes keinen Kontakt zum Boden.

Die Wolfskralle kann beim Hund ganz fehlen, einfach oder sogar doppelt ausgeprägt sein. Manche Hunde haben sie an beiden Hinterläufen, manche nur an einem Bein. Oft enthält die Wolfskralle einen oder mehrere Knochen. Mit dem restlichen Hund ist sie entweder mit einem Gelenk oder auch nur mit Bindegewebe verbunden. Dann steht sie häufig stark ab.

Vergleicht man das Skelett des Hundes mit dem des Menschen, würden die Wolfskrallen unseren großen Zehen entsprechen.

Der Name der Wolfskralle ist übrigens eine glatte Lüge: Wölfe haben diese zusätzlichen Krallen nämlich grundsätzlich nicht.

Warum haben Hunde eine Wolfskralle?

Die Wolfskralle hat für den Hund keine wirkliche Funktion. Sie hängt am Bein, nützt dem Hund aber überhaupt nicht. Leider ist oft sogar das Gegenteil der Fall. (Mehr dazu liest Du weiter unten.)

Die Wolfskralle beim Hund ist schlichtweg ein Überbleibsel, das die Evolution (also die Veränderung des Äußeren über viele, viele Generationen) noch nicht ganz ausradiert hat. Schaut man viele Millionen Jahre in die Vergangenheit, waren Tiere in der Regel mit fünf Zehengliedern ausgestattet. Von diesem Ausgangspunkt haben sie sich weiterentwickelt.

Während wir Menschen einen großen Zeh ganz gut gebrauchen können (zum Halten des Gleichgewichts z. B. … oder zum damit Wackeln) war er beim Hund an den Hinterläufen schlichtweg unnötig. Daher ist er nach und nach weiter nach oben gewandert und bei vielen Hunden komplett verschwunden. Bei vielen? Ja. Aber längst nicht bei allen.

Haben alle Hunde eine Wolfskralle?

Die fünfte Kralle an den Vorderbeinen haben alle Hunde. Die zusätzliche Zehe an den Hinterbeinen lässt sich hingegen längst nicht bei allen Vierpfotern finden. Theoretisch können Wolfskrallen zwar bei allen Hunden hier und da mal wieder auftauchen. Bei diesen Hunderassen ist sie allerdings besonders oft zu entdecken:

  • Afghanischer Windhund (Afghane)
  • Beauceron
  • Berner Sennenhund
  • Bracco Italiano
  • Berger de Brie (Briard)
  • Deutsche Dogge
  • Gos d’Atura Català (Katalanischer Schäferhund)
  • Halden-Bracke
  • Hygen-Bracke
  • Islandhund
  • Kangal
  • Malinois (Belgischer Schäferhund)

Ganz zufällig ist das übrigens nicht. Denn tatsächlich schreibt der Hundeweltverband, also die Fédération Cynologique Internationale (FCI), bei bestimmten Rassen die Wolfskrallen im Rassestandard vor. Beim Berger de Brie (Briard) sind sie beispielsweise Pflicht. Beim Beauceron und dem Gos d’Atura Català, also dem katalanischen Schäferhund, müssen sie laut FCI sogar doppelt ausgebildet sein. Der Islandhund und Pyrenäen-Berghund sollen sie im Idealfall doppelt mitbringen, müssen es aber nicht.

Bei anderen Hunderassen ist die FCI nicht ganz so strikt: Die Halden-Bracke darf die zusätzlichen Krallen beispielsweise mitbringen. Sie sind bei dieser Rasse zulässig, allerdings nicht erwünscht. Bei der Hygen-Bracke sind Wolfskrallen ebenfalls zulässig, doppelte jedoch unerwünscht.

Welche Funktion hat die Wolfskralle beim Hund?

Schaut man sich die Funktion der Wolfskralle beim Hund an, ist man mit der Beschreibung ziemlich schnell fertig: Wie oben schon erwähnt, hat sie nämlich gar keine. Die Wolfskralle hängt somit wirklich vollkommen tatenlos am Hinterbein herum und bringt dem Hund absolut keinen Nutzen. Kein Wunder also, dass die Evolution sie nach und nach von Hof … oder besser gesagt: vom Hund gejagt hat.

Beauceron mit Wolfskralle und ein kleiner Rottweilerwelpe
Beim Beauceron (rechts) ist die Wolfskralle im Rassestandard vorgeschrieben. (Dem kleinen Rottweiler links ist das aber völlig wurscht.) ©cynoclub/iStock
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Warum macht die Wolfskralle so oft Probleme?

Ziemlich unfair ist, dass die Wolfskralle nicht nur keine Funktion für den Hund hat – sie macht zusätzlich auch oft Probleme: Verletzungen an oder durch die Wolfskralle sind bei Hunden recht häufig. Oft sind sie sogar so gravierend, dass ein Tierarzt oder eine Tierärztin sich um das unnütze Anhängsel kümmern muss.

Die Kralle kann sich spalten und dem Hund dadurch ziemlich große Schmerzen bereiten. Vergleichbar ist das mit einem tief eingerissenen Fingernagel bei uns Menschen. Die Wolfskralle kann außerdem einwachsen und so für jede Menge Ärger sorgen.

Und zu guter bzw. schlechter Letzt ist es auch noch möglich, dass der Hund mit der Wolfskralle irgendwo hängenbleibt. An einem Ast, in einer kleinen Spalte oder Ähnlichem ist das möglich. Geschieht das beim Toben oder Apportieren und ist der Hund gerade voll in Fahrt, ist es leider sogar möglich, dass die Wolfskralle herausgerissen wird. Was dabei für fürchterliche Schmerzen entstehen, lässt sich nur erahnen.

Lies dazu auch: Gespaltene Kralle? Diese Tipps helfen

Muss man die Wolfskralle beim Hund pflegen?

Damit Deinem Schwänzchenwedler mit Zusatzkralle all das erspart bleibt, ist es wichtig, dass Du die Wolfskralle immer gut im Blick behältst. Hier kommt es auf ein gutes Auge und die richtige Pflege an.

Am besten baust Du eine kurze Sichtkontrolle beim täglichen Abtasten bzw. Teststreicheln ein, wenn Du Deinen Hund auf Zecken und andere ungewollte Mitbewohner absuchst, die sich beim letzten Gassigang etwas zu intensiv in Deinen Hund verguckt haben. Schau dann einfach flink, ob mit den Pfoten und sämtlichen Krallen alles in Ordnung ist. Je früher Du eine Verletzung wie eine gespaltene Kralle oder andere Probleme entdeckst, umso eher kannst Du Deinem Hund Leid oder einen Besuch beim Tierarzt oder der Tierärztin ersparen.

Wolfskralle beim Hund schneiden: Verletzungen vermeiden

Am besten hältst Du die Wolfskralle bei Deinem Hund möglichst kurz. Umso weniger Chancen hat sie, sich zu spalten oder irgendwo hängenzubleiben. Dadurch, dass die Wolfskralle weitgehend unbeteiligt in der Luft herumhängt, nutzt sie sich nicht von selbst ab. Ein regelmäßiger Schnitt ist daher sinnvoll. Mit einer Krallenzange für Hunde klappt das in der Regel gut. Mit einer Feile kannst Du danach noch die scharfen Kanten abrunden.

Wichtig: Lass Dir vor dem ersten Schneiden am besten von Deinem Tierarzt oder der Tierärztin zeigen, wie Du die Wolfskralle schneiden solltest und vor allem wie weit. Das ist enorm wichtig, denn schneidest Du zu tief und ins Nagelbett, fügst Du Deinem Schwänzchenwedler enorme Schmerzen zu!

Wolfskralle beim Hund entfernen

Wenn die Wolfskralle keinen Nutzen hat und noch dazu oft für Probleme sorgt … könnte man sie dann nicht am besten einfach vom Tierarzt oder der Tierärztin entfernen lassen?

Nein, das kann man nicht. Im Tierschutzgesetz ist das sehr eindeutig geregelt, denn im § 6, Abs. 1 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) heißt es:

„Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.“

Es ist somit verboten, Hunden ohne Grund Körperteile ganz oder teilweise abzunehmen. (Daher ist übrigens auch das Kupieren in Deutschland nur unter bestimmten Voraussetzungen noch legal.)

Gibt es allerdings einen Grund – z. B. weil sich der Hund immer wieder an der Wolfskralle verletzt – kann der Tierarzt oder die Tierärztin entscheiden, dass ein Abnehmen der Wolfskralle sinnvoll und im Sinne des Tieres ist. So wird dem Hund künftiges Leid erspart.

Im TierSchG steht dazu weiter im § 6:

„Das Verbot gilt nicht, wenn
1. der Eingriff im Einzelfall
a) nach tierärztlicher Indikation geboten ist […]“

Hat Dein Hund also immer wieder mit Verletzungen durch oder an der Wolfskralle zu kämpfen, lass Dich am besten einmal ausführlich vom Tierarzt oder der Tierärztin beraten. Frage unbedingt auch danach, wie Du vielleicht durch die richtige Pflege oder andere Maßnahmen dafür sorgen kannst, dass die Wolfskralle keinen Ärger mehr macht.

Das Entfernen der Kralle sollte immer das allerletzte Mittel sein. Wenn es Wege gibt, wie Du Deinem Vierpfoter auf sanftere Weise helfen kannst, probiere unbedingt erst diese Dinge aus, bevor Du Dich dazu entschließt, die Wolfskralle entfernen zu lassen.

Wir wünschen Dir und Deinem Hund alles Gute! ♥

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